Altersbeauftragte oder -fachstelle? Ein Praxisprojekt

Eine Gruppe Studierender der Sozialen Arbeit erarbeitete Grundlagen für die Einrichtung einer Altersfachstelle in der Gemeinde Kirchberg im Toggenburg. Rahmen dafür bildete ihr von Martin Müller fachlich begleitetes Praxisprojekt «Altersbeauftragte(r)». Bereits in der Benennung zeigen sich die Herausforderungen, die sich für Gemeinden wie Kirchberg aktuell im Altersbereich stellen.

Typischerweise zeigte sich aufgrund der durchgeführten Literaturauswertung, Befragung wichtiger kommunaler Akteure sowie bestehender Stellen in Vergleichsgemeinden eines deutlich: Die Gemeinden müssen sich zunächst klar werden, welche Aufgaben einer Altersfachstelle oder einer Altersbeauftragten zugewiesen werden sollen. Diese erstrecken sich über ein breites Spektrum von Möglichkeiten. Was dabei in einer konkreten Gemeinde nötig ist, sollte sorgfältig und unter Einbezug der relevanten Stakeholder abgeklärt werden, bevor die Stelle errichtet wird. Andernfalls droht die Gefahr von Überforderung und Enttäuschungen auf allen Seiten.

Eine grobe Einteilung relevanter Aufgaben mit einigen (unvollständigen) Beispielen lässt sich wie folgt vornehmen:

  • Alterspolitisch-strategische Aufgaben: regelmässige Bedarfsüberprüfungen, Erarbeiten von Entscheidungsgrundlagen, Monitoring der Umsetzung des Altersleitbildes;
  • Koordination und Vernetzung: Netzwerkmanagement der Dienstleister und Verwaltungseinheiten durch Information, Kontaktpflege, Abstimmung von Angeboten;
  • Information und Vermittlung: Anlauf- oder Auskunftsstelle mit gebündelten Informationen, Aufbereiten von Informationsmaterial, Vermittlung zu Angeboten, Unterstützung bei Entscheidungen und Anmeldungen;
  • Beratung und Fallführung: Beratung in besonderen Lebenslagen, lokal und aufsuchend, fallbezogene Koordination, Case Management in komplexen Fällen
  • Projektarbeit: Entwicklung von Unterstützungs-, Präventions-, Gesundheitsförderungsprojekten gemäss Bedarf der Bevölkerung, Begleitung von Nachbarschaftshilfen, Freiwilligenarbeit, Generationenprojekten, gemeinwesen- und selbsthilfebezogene Projekten.

Mit Blick auf eine zeitgemässe Alterspolitik zeigt sich, dass die Chancen einer breit aufgestellten und entsprechend ausgestatteten Fachstelle – für kleinere Gemeinden vorzugsweise regional organisiert – wesentlich weiter reichen als die einer Informations- und Triagestelle, die lediglich den verbesserten Zugang zu bestehendene Angeboten im Blick hat. Ebenso macht das Beispiel Altersfachstelle oder ‑beauftragte deutlich, dass es in der Altersarbeit um viel mehr geht als um Wohnen, Pflege und Betreuung, nämlich auch um die Gestaltung unterstützender Netze, sozialräumlicher Lebensbedingungen oder kurz um Gemeindeentwicklung.

Text: Martin Müller