Auch Roboter müssen «kawaii» sein

In ihrer ersten Woche in Japan besuchte Sabina Misoch die Robo Universe-Messe, die Teil der CEATEC-Messe in Tokyo ist. Ihr Ziel: neue Robotersysteme kennenlernen und Kontakte mit potenziellen Industriepartnern für das Living-Lab-Projekt in der Schweiz knüpfen. Dabei hatte die Altersforscherin mit unerwartet hohen Sprachbarrieren zu kämpfen und wunderte sich über seltsame (neue) Roboter – etwa eine Katze ohne Kopf.

Lea Müller

An der grössten Robotik-Messe in Japan mit acht grossen Ausstellungshallen ist es nicht einfach, sich zurechtzufinden. Zumal man als Europäerin mit dem Englischen nicht sehr weit kommt. «Dass auf dieser Messe kaum jemand Englisch versteht und spricht, hat mich wieder mal aufs Neue überrascht», sagt Sabina Misoch beim Interview per Skype. So war es nicht immer einfach, mit potenziellen Industriepartnern ins Gespräch zu kommen. Zur Not habe man sich eben mit Händen und Füssen verständigt, erzählt die Leiterin des Interdisziplinären Kompetenzzentrums Alter an der FHS St.Gallen.

Trotz Sprachbarrieren hat sie an der Robo Universe interessante Robotersysteme kennengelernt – darunter solche, die in Europa bereits im Einsatz sind, aber auch neue Prototypen, die noch nicht auf dem Markt sind. Für die Altersforscherin sind beide interessant, denn sie sucht nach unterschiedlichen technischen Assistenzsystemen, die im Zeitraum von 2018 bis 2020 in den sogenannten Living Labs – «den belebten Laboren» – bei Schweizer Seniorinnen und Senioren zu Hause getestet werden können.

Für die Kinderbetreuung entwickelt

«In Japan zielen viele aktuelle Innovationen im Robotik-Bereich darauf, die Erwerbstätigkeit der Frau zu unterstützen», sagt Sabina Misoch und nennt als Beispiel Roboter mit integrierter Kamera, mit welchen Mütter ihre Kinder zum Beispiel beim Erledigen der Hausaufgaben vom Büro aus beaufsichtigen können. Diese Systeme könnten gemäss Misoch in der Schweiz durchaus im Alters-Bereich zum Einsatz kommen, zum Beispiel für betreuende Angehörige von Menschen mit Demenz.

Interessant sind für die Altersforscherin vor allem Robotersysteme, die Kommunikationsfunktionen übernehmen, die Menschen zum Beispiel an die Medikamenteneinnahme erinnern oder Gespräche mit Menschen führen können. Einige Roboterentwicklungen sollen diese sozialen Funktionen übernehmen und es stellt sich die Frage, ob diese Systeme auch in der Schweiz Erfolg haben könnten.

In alle Bereiche der Gesellschaft vorgedrungen

Dabei sei diese «Katze ohne Kopf» nicht einmal «kawaii», sagt Sabina Misoch. Der japanische Ausdruck für «liebenswert» und «süss» steht für das ästhetische Konzept der Niedlichkeit, das sich auf alle Bereiche der japanischen Gesellschaft ausdehnt. «Alles muss kawaii sein», erzählt Sabina Misoch und schmunzelt. Darum seien auch die Roboter allesamt niedlich gestaltet – etwa mit übergrossen Augen oder sonstigem niedlichen Äusseren.

Fotos: Sabina Misoch