Mein Roboter, mein Helfer?

Wie steht die Schweizer Bevölkerung zum Einsatz von Robotern für die Betreuung von älteren Personen? Die Fachhochschule St.Gallen hat 44 Personen zwischen 17 und 92 Jahren befragt: Rund 60 Prozent können sich grundsätzlich den Einsatz eines Roboters bei sich zu Hause vorstellen – allerdings nicht für pflegerische Tätigkeiten oder als Kommunikationshilfe.

Esther Ruf, Stephanie Lehmann

Der (zukünftige) Einsatz von Robotern als Unterstützung von älteren Personen treibt viele Menschen um. Allerdings existiert wenig Wissen über die tatsächlichen Einstellungen, Befürchtungen und auch Hoffnungen der Schweizer Bevölkerung zu diesem Thema. Daher haben Dr. Esther Ruf und Stephanie Lehmann vom Interdisziplinären Kompetenzzentrum Alter IKOA-FHS einen Fragebogen entwickelt, mit welchem sie Faktoren identifizieren wollen, welche die Einstellung gegenüber Robotern im häuslichen oder stationären Umfeld massgeblich beeinflussen.

44 Personen aus sechs Schweizer Kantonen befragt

In zwei Workshops zum Thema Roboter als Unterstützung von älteren Menschen kam der neu entwickelte Fragebogen zum ersten Mal zum Einsatz. Gemeinsam mit den freiwilligen Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurde anschliessend über verschiedene Aspekte des Robotereinsatzes diskutiert.

Das Interesse am Thema Robotik war gross: Insgesamt nahmen 44 Personen (74.4 Prozent Frauen und 25.6 Prozent Männer) an den beiden Workshops teil, wovon einer im Pflegeheim Muri und einer an der FHS St.Gallen stattfand. Die befragten Schweizerinnen und Schweizer waren zwischen 17 und 92 Jahre alt, im Durchschnitt 71 Jahre. Sie kamen aus sechs unterschiedlichen Schweizer Kantonen (AG, AR, LU, SG, TG, ZH). Fast zwei Drittel der Teilnehmenden schätzen sich als an Technik (sehr) interessiert ein (59.5 Prozent). 78 Prozent der Teilnehmenden gaben an, bisher keine Erfahrung mit einem Roboter gemacht zu haben.

Erste Ergebnisse geben bereits interessante Hinweise auf die Einstellungen und Meinungen der Teilnehmenden zum Thema Robotereinsatz bei älteren Personen:

Mögliche Funktionen des Roboters

Folgende Funktionen eines Roboters konnten sich die Teilnehmenden vorstellen: Hilferuf (81 Prozent), Unterstützung bei Alltagsaktivitäten (76.2 Prozent), Erinnerungsfunktion (78.6 Prozent), Überwachung der Vitaldaten (59.5 Prozent), gemeinsame Bewegungsübungen (69 Prozent).

Nicht vorstellen konnten sich die Teilnehmenden hingegen: pflegerische Tätigkeiten durch den Roboter (71.4 Prozent), Sprechen mit dem/Unterhaltung durch den Roboter (73.8 Prozent), Roboter als Kommunikationshilfe (76.2 Prozent).

Einsatzorte des Roboters

Die meisten Teilnehmenden konnten sich die Unterstützung älterer Personen durch einen Roboter im Alters- oder Pflegeheim (69 Prozent) und in der Privatwohnung (81 Prozent) vorstellen. 59.5 Prozent konnten sich grundsätzlich den Einsatz eines Roboters bei sich selbst vorstellen, 19 Prozent bei den Eltern/Grosseltern und 47.6 Prozent bei anderen Personen.

Bevorzugtes Aussehen des Roboters

Insgesamt bevorzugten die Teilnehmenden einen Roboter, der eher aussieht wie ein Mensch (43.6 Prozent). Aber auch andere Formen wurden genannt, wie maschinell (17.9 Prozent), Fantasiewesen (15.4 Prozent), tierisch (7.7 Prozent), Gebrauchsgegenstand (2.6 Prozent). Fünf Personen (12.8 Prozent) wäre das Aussehen egal. Getrennt nach Geschlecht ergeben sich aber Unterschiede im präferierten Aussehen: Männliche Teilnehmende bevorzugten ein maschinelles Aussehen des Roboters, weibliche Teilnehmende ein menschliches Aussehen, wobei berücksichtigt werden muss, dass die Gruppen unterschiedlich gross sind (circa ein Viertel Männer und drei Viertel Frauen).

Aktuell werden alle Daten, die in den beiden Workshops erhoben wurden, ausgewertet. Die Ergebnisse fliessen in die weitere Entwicklung und Anpassung des Fragbogens ein sowie in weitere Forschungsprojekte des IKOA-FHS zum Thema Robotik.

Fotos: Esther Ruf, Stephanie Lehmann