«PARO ist kein Ersatz für die Pflege, er unterstützt uns lediglich»

Das Interdisziplinäre Kompetenzzentrum Alter IKOA-FHS hat zusammen mit dem Pflegezentrum Zur Rose in Reichenburg eine Studie durchgeführt, in der neue Einsatzfelder für den Therapieroboter PARO getestet wurden. Im Interview spricht Nathalie Balcon, stellvertretende Geschäftsleiterin des Pflegezentrums, über die Erfahrungen mit der Roboter-Robbe.

Marion Loher

Frau Balcon, seit wann arbeiten Sie in Ihrem Pflegezentrum mit PARO zusammen?

Nathalie Balcon: Wir haben im Oktober vergangenen Jahres im Rahmen der Studie des IKOA-FHS begonnen, PARO bei uns im Haus einzusetzen. Die Studie ist mittlerweile abgeschlossen, PARO ist geblieben.

Sie haben die Roboter-Robbe also gleich behalten?

Balcon: Ja, sowohl die Bewohnerinnen und Bewohner als auch die Mitarbeitenden waren so begeistert von PARO, da konnten wir ihn nicht mehr gehen lassen und haben ihn gekauft. Dass die Roboter-Robbe solch positive Reaktionen auslöst, hätten wir zu Beginn nicht gedacht.

Weshalb nicht?

Balcon: PARO ist schliesslich auch ein Roboter und das stiess anfänglich auch auf Skepsis – vor allem bei einzelnen Mitarbeitenden. Mittlerweile ist diese Skepsis verflogen. PARO sieht gar nicht aus wie ein Roboter und er fühlt sich auch nicht so an. Man muss ihn einfach gern haben. Er ist ein richtiger Herzensbrecher und aus unserem Team nicht mehr wegzudenken.

Bei welchen Bewohnerinnen und Bewohnern wurde PARO eingesetzt?

Balcon: Wie in der Studie vorgegeben, haben wir bewusst Bewohnerinnen und Bewohner ausgewählt, die nicht an Demenz erkrankt sind. Wir haben Bewohnerinnen und Bewohner ausgesucht, die an Depressionen leiden oder sehr zurückgezogen leben. Selbstverständlich nutzen wir die Roboter-Robbe auch bei der Therapie mit Menschen mit Demenz oder für solche, denen es gut geht und die aufgestellt sind. Dies war aber nicht Teil der Studie.

Wie viele Bewohnerinnen und Bewohner haben bei der Studie mitgemacht, und wie lange hat sie gedauert?

Balcon: Bei der Untersuchung haben zwei Bewohner mitgemacht, und sie dauerte rund vier Monate, von Anfang Oktober bis Ende Februar.

In welcher Form kam PARO jeweils zum Einsatz?

Balcon: Bei jenen Bewohnerinnen und Bewohnern, die nicht an Demenz erkrankt sind, ging unsere Aktivierungstherapeutin einmal pro Woche mit PARO vorbei. Der Einsatz dauerte zwischen 45 und 60 Minuten. Die Bewohnenden haben sich auf die Zeit mit PARO sehr gefreut.

Welche Erkenntnisse ziehen Sie aus der Arbeit mit dem Therapie-Roboter?

Balcon: Er kann helfen, einen besseren Zugang zu den Bewohnerinnen und Bewohnern zu finden. PARO ist eine Art Türöffner für den Aufbau einer Beziehung. Das ist für uns, die Bewohnerinnen und Bewohner sowie die Angehörigen enorm wertvoll.

Gab es auch solche Bewohnerinnen oder Bewohner, die nicht mit PARO arbeiten wollten?

Balcon: Nein, niemand, alle waren hin und weg von ihm.

Gab es Reaktionen, mit denen Sie nicht gerechnet haben?

Balcon: Eigentlich nicht. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass wir von Anfang an klar kommunizierten, dass PARO kein Ersatz für die Pflege ist, sondern als Unterstützung gesehen wird. Wir haben die Roboter-Robbe nicht gekauft, weil wir keine Zeit mehr für die Bewohnerinnen und Bewohner haben. PARO hilft uns bei der Therapie. Er wird auch nie allein mit den Bewohnerinnen oder Bewohnern gelassen, sondern immer in Begleitung. Er soll professionell eingesetzt werden.

Wie geht es nun weiter?

Balcon: PARO wird weiterhin ein grosser Bestandteil unserer Aktivierungstherapie sein. Er wird bei Bewohnerinnen und Bewohnern mit und ohne Demenz eingesetzt sowie bei all jenen, die das Bedürfnis nach der flauschigen Roboter-Robbe haben.

Foto: Lea Müller