Trends und Themen zur alternden Gesellschaft

Neue Ansätze und innovative Lösungen für die alternde Gesellschaft sind gefragt. Die Fachhochschule Ostschweiz fokussiert in ihrer Altersforschung inhaltlich breit auf technische, gesellschaftliche und gesundheitliche Fragestellungen und kooperiert mit Partnerinnen und Partnern aus Forschung und Praxis. Daniel Waeber hat eine Übersicht der aktuellen Projekte erstellt. 

Daniel Waeber, FHS St.Gallen

Die Fachhochschule Ostschweiz arbeitet an der Entwicklung neuer Lösungen für die alternde Gesellschaft. Die Projekte zur Altersforschung umfassen Themen in den Bereichen Technik, Gesellschaft und Gesundheit, die durch disziplinenübergreifende Forschungsteams bearbeitet werden.

Stütz- und Assistenzsysteme für Ältere

Die HighTech-Entwicklungen in Rapperswil in den Bereichen Rollstuhl-Technologie und äussere Stützsysteme («Exoskelette») konzentrieren sich vor allem auf die Bedürfnisse behinderter  Menschen. Die Neuentwicklungen können jedoch in den Anwendungsbereich Alter transferiert werden. Dies gilt vor allem für das adaptive Sitzkissen «Smart Cushion», welches durch aktive Sitzdruckmessung und lokale Entlastung Dekubituserkrankungen bei Rollstuhlfahrern vorbeugen soll. In St.Gallen liegt der Schwerpunkt auf der Entwicklung neuer Assistenzssysteme und dem Aufbau eines Living Lab 65+, das passgerechte Technologien wie Sturzsensoren, Notrufarmbänder und moderne Kommunikationstools wie Tablets in der häuslichen Umgebung der Senioreninnen und Senioren testet und sie darin unterstützt, möglichst lange im gewohnten Wohnumfeld leben zu können.

Arbeit und Karrieremodelle 45+

In Projekten mit gesellschaftlichen Themenschwerpunkten in Chur, Rapperswil und St. Gallen stehen Fragen nach der Einbindung, Förderung und Gesunderhaltung älterer Menschen im Arbeitsprozess (Ageing Workforce) sowie zu Karrieremodellen 45+ und Chancengleichheit im Fokus. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur Gestaltung der zukünftigen Arbeitswelt. Im Zentrum stehen Fragen wie die Mobilisierung der Potenziale älterer Mitarbeitender sowie strukturelle, organisatorische und personelle Faktoren zur Gestaltung altersspezifischer  Karriereverläufe von Frauen und Männern.

Zusammenleben der Generationen

Einen grossen Raum nehmen Fragestellungen zum generationenübegreifenden und altersgerechten Zusammenleben in Siedlungsgebieten und öffentlichen Freiräumen ein. «Älter werden im Quartier«, »Grüne Freiräume für alle», «Dichte und Freiraumqualität» und «UrbAgeing» behandeln das Thema aus Sicht des Städtebaus, der Landschaftsgestaltung und aus sozialwissenschaftlicher Perspektive. Eine Studie zu Digitalisierung und Alter zeigt die gesellschaftlichen und subjektiven Potenziale, Chancen und Risiken der Nutzung digitaler Dienstleistungen durch die ältere Generation auf. Ältere Menschen schätzen die Vorteile der Self-Service-Technologien und nutzen sie im Alltag. Viele fühlen sich jedoch auch unter Druck und befürchten, als Nicht-Nutzer benachteiligt zu werden.

Textilien messen Gesundheitsdaten

Das Institut für Angewandte Pflegewissenschaften in St.Gallen entwickelt im Projekt «Mobile Palliative Care» ein sensorbasiertes Monitoringsystem zur Begleitung von Menschen am Lebensende und zur Entlastung von Angehörigen in der häuslichen Pflege. In «Get Ready for Activity» gehen Forscherinnen und Forscher der Frage nach, wie mit intelligent automatisierten modularen Raumstimmungen wie Licht, Duft und Ton ein passendes Raumambiente erzeugt werden kann, welches die Stimmung älterer Menschen mit Demenz positiv beeinflussen soll, um ihre Aktivität möglichst lange zuerhalten. Im Projekt «Smart Cuff» arbeitet  ein St.Galler Forscherteam zusammen mit anderen Hochschulen an einer tragbaren Textilie, die mittels Sensoren spezifische Vitaldaten wie Blutdruck, Puls und Temperatur in der Wohnumgebung von Seniorinnen und Senioren erfassen kann und damit ein dezentrales Monitoring des  Gesundheitszustands ermöglichen soll.

Zugängliches Wissen zu Demenz

Die Fachstelle Demenz will das Wissen zu Pflege und zur Betreuung von Personen mit Demenz besser zugänglich machen. Sie entwickelt eine «Techno-Roadmap 2030», um unterstützende Technologien in der personenzentrierten Pflege von Menschen mit Demenz aufzuzeigen und für Betroffene nutzbar zu machen. Der Aufbau eines pflegerischen «Future-Dementia-Care-Lab» soll zudem zur Entwicklung personenzentrierter Technologien beitragen und in der Ausbildung von Studierenden der Pflege- und Ingenieurwissenschaften eingesetzt werden.