Wie Menschen 65+ digitale Dienstleistungen nutzen

Wie nutzen Menschen über 65 heute und in Zukunft digitale Dienstleistungen? Diesen Fragen geht die öffentliche Tagung «Digitalisierung und Alter» des Think Tank Thurgau und der Fachhochschule St.Gallen in Stein am Rhein nach.

Lea Müller

Das Interdisziplinäre Kompetenzzentrum Alter IKOA-FHS hat in einer Studie in der Deutschschweiz untersucht, wie Seniorinnen und Senioren Self-Service-Technologien wahrnehmen und nutzen. Für die meisten gehören digitale Dienstleistungen zum Alltag – trotzdem fühlen sich viele unter Druck und befürchten Benachteiligungen, falls sie diese nicht nutzen.

Geldautomaten, E-Banking oder Einkaufen im Internet: Die Digitalisierung der Dienstleistungen schreitet stetig vorn, der persönliche Kundenkontakt geht zunehmend verloren – gerade für ältere Menschen oft eine schwierige Umstellung. Führen diese Entwicklungen zu sozialer Ungleichheit im Alter? Das Interdisziplinäre Kompetenzzentrum Alter der Fachhochschule St.Gallen (IKOA-FHS) unter der Leitung von Sabina Misoch hat 535 Seniorinnen und Senioren (siehe Infobox) aus der Deutschschweiz zu ihren Erfahrungen und Empfindungen bei der Nutzung von digitalen Dienstleistungen befragt.

Digitale Dienstleistungen gehören zum Alltag

Die ersten Erkenntnisse der Studie zeigen, dass Self-Service-Technologien für viele ältere Menschen «bereits Gewohnheit geworden sind» – die meisten Studienteilnehmenden nutzen eine oder mehrere digitale Dienstleistungen: Bank-/Geldautomaten (68%), Internet als Informationsquelle (68%) und E-Banking (48%) gehören zum Alltag dazu. Selten genutzt werden hingegen Einkaufsmöglichkeiten von Lebensmitteln via Internet, automatisierte Poststellen und Self-Scanning im Supermarkt.

Die meisten Befragten schätzen die Zeitunabhängigkeit, Schnelligkeit und Effizienz digitaler Dienstleistungen. Zur Frage, ob sie sich bei deren Nutzung wohl fühlen, antworteten 28%, dass sie sich sehr wohl fühlen und 43% eher wohl. Die restlichen Befragten fühlen sich eher unwohl (20%) oder sehr unwohl (5%). Knapp die Hälfte der Befragten gab an, sich fähig zu fühlen, solche Dienstleistungen zu nutzen.

Zwischenmenschlicher Kontakt fehlt

Wie die Studie zeigt, gehören Self-Service-Technologien zwar zum Alltag von Seniorinnen und Senioren, doch empfinden 64% der Befragten einen gewissen Druck, digitale Dienstleistungen nutzen zu müssen. In der Befragung gab es dazu viele Rückmeldungen wie «Wir Alten sind ohne Internet weg vom Fenster» oder «Wir werden gezwungen, digitale Dienstleistungen zu nutzen, ob wir wollen oder nicht».

Viele teilen die Befürchtung, dass Nicht-Nutzer benachteiligt werden und die meisten Befragten (75%) gaben an, dass ihnen der zwischenmenschliche Kontakt bei der Nutzung digitaler Dienstleistungen fehlt. Viele wünschen sich Unterstützung – zum Beispiel durch eine Kontaktperson, die telefonisch erreichbar ist. Mehrere Studienteilnehmende sind auch für andere Formen der Unterstützung offen, wie zum Beispiel Einführungskurse per Podcast.

Erfahren Sie mehr im Beitrag des Radios SRF, Sendung Espresso.